Unified Communications (UC) ist in Europa nach wie vor weit vom Durchbruch entfernt. Mit der anziehenden Konjunktur könnte sich das ändern.
In einer aktuellen Umfrage von Frost & Sullivan und dem ITK-Anbieter Aastra schätzen weniger als fünf Prozent der befragten Systemintegratoren, Service Provider, Berater, Distributoren und Reseller, dass der Großteil ihrer Kunden bereits UC einsetzt. Schuld an der Zurückhaltung scheint in erster Linie die schlechte Konjunktur der vergangenen Jahre zu sein. Fast 40 Prozent der Teilnehmer gaben an, der Großteil ihrer Kunden hätte ihre Investitionsentscheidungen auf Eis gelegt.
Mit dem sich abzeichnenden Ende der Rezession wächst nun aber die Hoffnung in der Branche, dass die Kunden aufgeschobene Investitionen nachholen. So erwarten 65 Prozent der Befragten noch in diesem Jahr eine zunehmende Nachfrage nach kompletten UC-Paketen oder einzelnen Diensten.
Betrachtet man die einzelnen Dienste, die unter dem Begriff Unified Communications zusammengefasst werden, so messen ihnen die Umfrageteilnehmer unterschiedliche Vermarktungschancen bei. Eines der Topthemen der kommenden Monate ist für 62 Prozent die Konvergenz von Festnetz und Mobilfunk (Fixed Mobile Convergence – FMC), gefolgt von Unified Messaging (42 Prozent). Das beste Geschäft erwarten 80 Prozent der Befragten in der Migration zur IP-Telefonie – diese ist streng genommen keine UC-Komponente, stellt aber eine Voraussetzung für die Verschmelzung von IT und TK und somit die mögliche Nutzung bestimmter UC-Dienste dar. Überraschend geringe Verkaufschancen sehen die Befragten hingegen bei raumgroßen Videokonferenzsystemen (Telepresence) – dieses ist im Bereich Großunternehmen nur für 13 Prozent ein Topthema, im SMB-Sektor sogar nur für 3,8 Prozent.
Mittelstand übt Zurückhaltung
Ganz allgemein sind die Umfrageteilnehmer bei ihrem Ausblick für UC-Geschäfte mit dem Mittelstand etwas vorsichtiger. Reseller, die ausschließlich Großunternehmen bedienen, äußerten sich im Vergleich deutlich zuversichtlicher über das erwartete Marktwachstum, eine rückläufige Nachfrage für 2010 wurde von keinem Umfrageteilnehmer aus dieser Gruppe erwartet.
Laut Umfrage stehen Kosteneinsparungen und Effizienz ganz oben auf der Liste der Motivationen zum Kauf einer UC-Lösung (beide 85 Prozent). Danach folgen Mobilität und Telearbeit (81 Prozent). Da effiziente Prozesse traditionell bei Finanzdienstleistern eine große Rolle spielen, sehen die Umfrageteilnehmer diesen Sektor als größten Abnehmer von UC-Lösungen. An zweiter Stelle kommt die IT- und Telekommunikationsbranche, gefolgt von Dienstleistern aus den Bereichen Immobilien, Consulting und Rechnungswesen. Eine vergleichsweise geringe Bedeutung spielen derzeitig laut Studie noch Einzelhandel, Erziehung und Bau.
Als größte Barrieren für die Einführung von UC bei ihren Kunden nannten die Reseller die damit verbundenen Integrationskosten (42 Prozent) sowie die teuren Lizenzen für benötigte Anwendungen (knapp 40 Prozent), gefolgt von anderen Prioritäten bei den Kunden (rund 38 Prozent) sowie dem eingeschränkten Wert von UC für den Großteil der Belegschaft (rund 36 Prozent). Mehr als ein Viertel der Befragten gaben außerdem als Grund an, dass UC von vielen Kunden nur begrenzt registriert worden sei.
Europaweit nahmen 169 Unternehmen an der Umfrage teil, 41 Prozent von ihnen stammen aus Deutschland
Quelle: http://www.computerwoche.de/netzwerke/tk-netze/2351844/