SCO Schlechte Zahlen gute Aussichten

Das erste Quartal des SCO-Geschäftsjahres ist nicht sonderlich gut verlaufen. Im Vergleich zum Vorjahr fiel der Umsatz von 11,4 Millionen US-Dollar auf 8,9 Millionen. Auch die Verluste konnten im ersten Quartal nicht verringert werden; sie addierten sich auf 2,96 Millionen im Vergleich zu den 2,49 Millionen im Vorjahr. Insgesamt bleiben nach der Vorstellung der Quartalszahlen durch die Geschäftsführung der SCO Group etliche Fragen offen, da der ursprünglich für den 31. Januar vorgesehene Jahresabschluss erst morgen nach Börsenschluss veröffentlicht werden soll. Mit ihm will die SCO Group dem immer noch drohenden Delisting an der Börse entgehen.

Während SCO weiterhin in diversen Prozessen seine an Unix beanspruchten Rechte verteidigen will, scheint die Strategie, von Linux-Installationen Lizenzgebühren zu fordern, nicht mehr die höchste Priorität zu haben. Sie wurde weder im Quartalsbericht noch in der anschließenden Telefonkonferenz zur Vorstellung des Berichtes erwähnt. Stattdessen betonte SCO-Chef Darl McBride erneut die eminent wichtige Rolle der neuen Version von OpenServer 6, der im Sommer erscheinen soll. Für das Unix-Flaggschiff von SCO soll es erheblichen Bedarf bei den Kunden geben. Da die Kosten für die verschiedenen Prozesse um Unix-Rechte durch ein Abkommen mit den Anwälten gedeckelt seien und das Unix-Geschäft bald gute Erträge erwirtschafte, sei man zuversichtlich, sowohl das Software-Kerngeschäft auszubauen wie die Klagen zu einem erfolgreichen Ende zu bringen, erklärte Finanzchef Bert Young.

Im Rahmen der Telefonkonferenz fuhr SCO-Chef Darl McBride schwere Geschütze gegen die populäre Website Groklaw und vor allem gegen Pamela Jones als Inhaberin dieser Website auf. McBride verstieg sich zu der Behauptung, dass Pamela Jones eine gefälschte Identität sei, die im Auftrag von Dritten die Website Groklaw unterhalte, die mit verfälschten Darstellungen SCO das Leben schwer machen solle. In der Sache kündigte McBride weitere Untersuchungen an: „Wir gehen der Sache auf den Grund und werden bald wissen, wer Pamela Jones ist. Wir sind nahe dran.“ Obwohl McBride keine Namen nannte, suggerierte seine Darstellung, dass IBM hinter der Website steckt. Groklaw gilt als wichtigste Anlaufstelle für jedermann, der die endlosen Wendungen der SCO-Prozesse um Unix-Rechte, angebliche Rechte-Verletzungen durch IBM und gegen Linux-Anwender verfolgen will.

Gefragt, was SCO denn von den Plänen des nach Microsoft zweitwichtigsten SCO-Lizenznehmers Sun Microsoystems halte, mit dem Projekt OpenSolaris sich der Open Source anzunähern, erklärte McBride sein OK. Man habe die Pläne von Sun studiert und glaube nicht, dass diese die Unix-Eigentumsrechte von SCO verletzten, erklärte McBride den überraschten Teilnehmern der Telefonkonferenz. Mit seiner Aussage revidierte McBride eine frühere Stellungnahme von SCO, dass ein OpenSolaris die SCO-Eigentumsrechte verletzen würde.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c’t aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c’t)

Quelle:(Detlef Borchers) / (jk/c’t)

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